Modernisierung der COBOL-Anwendung KOMFIS

In einem Pro­jekt mit dem Finanz­mi­nis­te­rium Baden-Würt­tem­berg wur­den die Benut­zer­ober­flä­che und die Anwen­dungs­struk­tur des Kom­mu­nal­fi­nanz-Infor­ma­ti­ons­sys­tems (KOMFIS) mit­hilfe des ISA Dia­log Mana­gers moder­ni­siert.

Zusammenfassung

Aufgabe Modernisierung der Benutzerschnittstelle einer in COBOL programmierten Desktop-Anwendung
Auftraggeber Finanzministerium Baden-Württemberg
Sektor Öffentliche Verwaltung, Landesbehörde
Plattform Clients mit Microsoft Windows (Arbeitsplatz- und Entwicklungsrechner)
Unix-Server für die Datenhaltung
Technologien ISA Dialog Manager
COBOL, Micro Focus Net Express
XML (Extensible Markup Language)
Ziele Benutzerfreundlichkeit, Aufgabenunterstützung
Bessere Nutzung der vorhandenen Daten
Pflege der Benutzerschnittstelle durch die Anwendungsentwickler (COBOL-Programmierer)
Unsere Rolle Entwicklung einer Architektur für die Benutzerschnittstelle
Entwurf der Schnittstelle zwischen Anwendung und Benutzeroberfläche
Schulung und Coaching der Anwendungsentwickler
Unterstützung bei der Implementierung der Benutzeroberfläche

Anwendung

Alter Dialog zur Berechnung von Zahlungen, Parameter mussten in Form von Kennziffern und Buchstaben-Kürzeln eingegeben werden
Alter Dialog zur Berechnung von Zahlungen

Im Rah­men des kom­mu­na­len Finanz­aus­gleichs wer­den Bun­des- und Lan­des­mit­tel an die Städte und Gemein­den in Baden-Würt­tem­berg ver­teilt. Diese Mit­tel sind ein wesent­li­cher Bestand­teil der Finanz­aus­stat­tung der Kom­mu­nen zur Wahr­neh­mung ihrer Auf­ga­ben. Sie wer­den von den Kom­mu­nen bei­spiels­weise für Bil­dungs­ein­rich­tun­gen und den öffent­li­chen Per­so­nen-Nah­ver­kehr ver­wen­det. In Baden-Würt­tem­berg ver­teilt das Finanz­mi­nis­te­rium pro Jahr mehr als 6 Mil­li­ar­den Euro an 1.101 Gemein­den in 35 Land- und 9 Stadt­krei­sen.

Neuer Dialog zur Berechnung von Zahlungen, links werden die einzelnen Berechnungsschritte dargestellt
Neuer Dialog zur Berechnung von Zahlungen

Das Kom­mu­nal­fi­nanz-Infor­ma­ti­ons­sys­tem (KOMFIS) ist die zen­trale Anwen­dung zur Durch­füh­rung des kom­mu­na­len Finanz­aus­gleichs im Finanz­mi­nis­te­rium Baden-Würt­tem­berg. KOMFIS wird für die Berech­nung und Zahl­bar­ma­chung des kom­mu­na­len Finanz­aus­gleichs und für die Erstel­lung von Berich­ten genutzt. Die Anwen­dung hat ihren Ur­sprung in einer Groß­rech­ner-Anwen­dung aus den 60er Jah­ren und läuft heute in einer Client-Ser­ver-Umge­bung. Die gesamte Anwen­dungs­lo­gik mit den Berech­nungs­rou­ti­nen ist in COBOL imple­men­tiert und läuft auf den Arbeits­platz­rech­nern unter Micro­soft Win­dows, wäh­rend die Daten auf Unix-Ser­vern des Finanz­mi­nis­te­ri­ums gehal­ten wer­den. Die Anwen­dung wird kon­ti­nu­ier­lich wei­ter­ent­wi­ckelt um bei­spiels­weise auf Geset­zes­än­de­run­gen zu reagie­ren. Die Wei­ter­ent­wick­lung erfolgt durch das KOMFIS-Ent­wick­ler­team im Finanz­mi­nis­te­rium, das aus erfah­re­nen COBOL-Ent­wick­lern besteht.

Anstelle von Kennziffern- und Kürzeleingaben unterstützen in der neuen Benutzeroberfläche komfortable Auswahldialoge die Parametereingabe
Auswahldialoge unterstützen die Eingabe

Ausgangssituation

KOMFIS wies eine text­ba­sierte Benut­zer­ober­flä­che auf, die nicht mehr zeit­ge­mäß war und sowohl den Anwen­dern als auch den Ent­wick­lern Pro­bleme berei­tete. Der Her­stel­ler hatte die Ent­wick­lungs­werk­zeuge für die Benut­zer­ober­flä­che ein­ge­stellt und leis­tete kei­nen Sup­port mehr dafür. Die Anwen­der von KOMFIS benö­tig­ten lange Ein­ar­bei­tungs- und Bear­bei­tungs­zei­ten, da sie für die Bedie­nung der Anwen­dung zum Teil kryp­ti­sche Abkür­zun­gen und Kenn­zif­fern aus­wen­dig ler­nen oder nach­schla­gen muss­ten. Es war schwie­rig und auf­wän­dig, Aus­wer­tun­gen für spe­zi­elle Zwe­cke zu erstel­len, sodass der vor­han­dene Daten­be­stand nicht opti­mal genutzt wer­den konnte, obwohl er an sich wert­volle Infor­ma­ti­o­nen ent­hielt.

Ein Ver­such, die text­ba­sierte Benut­zer­ober­flä­che durch ein mit Java Swing ent­wi­ckel­tes GUI zu erset­zen, schei­terte trotz einer erfolg­reich ver­lau­fe­nen Mach­bar­keits­stu­die. Diese Lösung erwies sich als zu kom­plex, um von den KOMFIS-Ent­wick­lern kon­ti­nu­ier­lich gepflegt und bei Bedarf ange­passt wer­den zu kön­nen.

Lösung

Für die Rea­li­sie­rung der Benut­zer­schnitt­stelle mit dem ISA Dia­log Mana­ger (IDM) wur­den die COBOL-Berech­nungs­funk­ti­o­nen gekap­selt. Sie muss­ten für die Anbin­dung der neuen Benut­zer­schnitt­stelle nicht geän­dert wer­den. Die Kon­figu­ra­tion der rund 70 Berech­nun­gen wird durch XML-Dateien beschrie­ben. In ihnen steht bei­spiels­weise, wel­che Dialoge zu ihnen gehö­ren, wel­che COBOL-Rou­ti­nen und Daten sie nut­zen, für wel­chen Zeit­raum sie gül­tig sind und in wel­chen Zusam­men­hän­gen sie ver­wen­det wer­den kön­nen.

Mit der alten Benutzeroberfläche war die Zusammenstellung von Listen mühsam und bot nur wenige Möglichkeiten
Alter Dialog zur Konfiguration von Listen

Aus den Berech­nun­gen kön­nen kom­ple­xere Abläufe zusam­men­ge­stellt wer­den, wobei typi­sche Abläufe aus bis zu 45 Ein­zel­be­rech­nun­gen beste­hen. Abläufe wer­den durch Text­da­teien beschrie­ben, in denen die Berech­nungs­schritte auf­ge­führt sind. Sie kön­nen daher vom Anwen­der ohne Pro­gram­mie­rung erstellt wer­den. Dies wird zum Bei­spiel für Modell­rech­nun­gen oder die Beant­wor­tung par­la­men­ta­ri­scher Anfra­gen genutzt.

Die Kon­fi­gu­ra­ti­ons­da­teien für Berech­nun­gen und Abläufe bil­den – zusam­men mit weni­gen ande­ren Kon­fi­gu­ra­ti­ons­da­teien – die Schnitt­stelle zwi­schen Anwen­dung und Benut­zer­ober­flä­che. Darü­ber hinaus benö­tigt die Benut­zer­schnitt­stelle kei­ner­lei Infor­ma­ti­o­nen über Berech­nun­gen oder sons­tige Interna der Anwen­dung, sodass eine ein­fache, klare Schnitt­stelle ent­stan­den ist.

Mit der neuen Benutzeroberfläche ist das Zusammenstellen von Listen deutlich einfacher und bietet gleichzeitig wesentlich mehr Möglichkeiten die Listen zu konfigurieren
Neuer Dialog zu Konfiguration von Listen

In der Benut­zer­schnitt­stelle wer­den die XML-Kon­fi­gu­ra­ti­ons­da­teien mit­hilfe der XML-Schnitt­stelle des ISA Dia­log Mana­gers ver­ar­bei­tet. Der Daten­aus­tausch zwi­schen Benut­zer­ober­flä­che und Anwen­dung erfolgt über Daten­ob­jekte des IDM (Records). Die dafür auf COBOL-Seite not­wen­di­gen Daten­struk­tu­ren (Copy-Dateien) kön­nen mit dem IDM gene­riert wer­den. Für die Anbin­dung der Benut­zer­schnitt­stelle waren zwar Anpas­sun­gen an der COBOL-Anwen­dung erfor­der­lich, die Berech­nungs­funk­ti­o­nen waren von die­sen Ände­run­gen aller­dings nicht betrof­fen.

Ins­ge­samt besteht die neue Benut­zer­ober­flä­che aus knapp 30 Dia­log­be­schrei­bun­gen und rund 340 Klas­sen­de­fi­ni­ti­o­nen. Die Dia­loge sind über Para­me­ter weit­rei­chend kon­fi­gu­rier­bar, wobei die Para­me­ter in edi­tier­ba­ren Tabel­len gehal­ten wer­den. Die Anwen­dungs­seite besteht aus über 90 COBOL-Modu­len und fast 70 Copy-Dateien.

Auch die Auswahl der Daten für eine Liste wird durch Dialoge unterstützt
Dialog zur Datenauswahl

Fazit

Die COBOL-Anwen­dung lief mit der IDM-Benut­zer­ober­flä­che sofort sta­bil und nahezu feh­ler­frei. Sie wurde von den Anwen­dern schnell akzep­tiert. Die Benut­zer­ober­flä­che ist weit­ge­hend selbst­er­klä­rend. Wo die Anwen­der frü­her Abkür­zun­gen oder Kenn­zif­fern ein­ge­ben muss­ten, ste­hen ihnen nun Aus­wahl­lis­ten und kom­for­ta­ble Dia­loge zur Ver­fü­gung. Die Anwen­der kön­nen ohne Hilfe der Ent­wick­ler neue Berech­nungs­ab­läufe, Aus­wer­tun­gen und Berichte defi­nie­ren. Zu den Kon­fi­gu­ra­ti­ons­da­teien für die Benut­zer­ober­flä­che gehört nun auch eine Datei für jeden Benut­zer, in dem seine Ein­stel­lun­gen und der Anwen­dungs­sta­tus gespei­chert sind. Dadurch kann die Arbeit nun belie­big unter­bro­chen und spä­ter an der­sel­ben Stelle fort­ge­setzt wer­den. Diese Mög­lich­keit bot KOMFIS mit der alten Benut­zer­ober­flä­che nicht.

Sowohl Anwen­der als auch Ent­wick­ler kön­nen mit KOMFIS nun effi­zi­en­ter arbei­ten, sodass mehr Kapa­zi­tät für andere Auf­ga­ben zur Ver­fü­gung steht. Bei Anpas­sun­gen der Anwen­dung zah­len sich die Schu­lun­gen aus, die von der ISA im Rah­men der Moder­ni­sie­rung mit den KOMFIS-Ent­wick­lern durch­ge­führt wur­den. Durch die Schu­lun­gen und die per­sön­li­che Bera­tung durch ISA-Ent­wick­ler wäh­rend der Imple­men­tie­rung der neuen Benut­zer­schnitt­stelle kom­men die KOMFIS-Ent­wick­ler auch ohne Pro­bleme mit einem objekt­ori­en­tier­ten Werk­zeug wie dem ISA Dia­log Mana­ger zurecht, obwohl sie zuvor fast aus­schließ­lich pro­ze­du­ral in COBOL pro­gram­miert haben. Mit den nun vor­han­de­nen Ände­rungs- und Erwei­te­rungs­mög­lich­kei­ten der Benut­zer­schnitt­stelle ist KOMFIS zukunfts­si­che­rer gewor­den und kann so noch über Jahre genutzt wer­den.


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